In den Biebertaler Nachrichten stand kürzlich ein Artikel der Initiative Nachhaltiges Gleiberger Land über Schnittblumen im Winter.
Auf die meisten Blumen sollte man verzichten, wurde empfohlen. Ich nehme den Artikel zum Anlass, um Alternativen aufzuzeigen. Und diese Alterativen sind eigentlich nicht anderes, als das Wissen der Großmüttergeneration (zu der ich mich auch zähle) wieder ins Bewusstsein zu rücken.

In meiner Kindheit und Jugend konnte man im Februar /März noch Schneeglöckchensträuße kaufen. Warum? Weil die meisten Gärtnereien größere Flächen hatte, auf denen die ohnehin wuchsen. 1959 brachte ich meiner Mutter ein Sträußchen mit. Es kostete 50 Pfennige, die ich vom Taschengeld bezahlen konnte. Wer heute die kleinen weißen Glöckchen in die Vase stellen möchte, braucht sie im eigenen Garten. Ein guter Platz ist unter einem Apfelbaum. Dort wird erst gemäht, wenn die Blätter der Glöckchen eingezogen sind. In der Zwischenzeit hat man dann Freude an Gänseblümchen und Wiesenschaumkraut oder Hahnenfuß – alle ergeben schöne Sträußchen, aber erst im April.
Gartensträuße für größere Vasen erfordern Sträucher, die bereits im Frühling blühen. Wichtig ist dabei, dass sie ihre Blütenknospen bereits im Spätsommer des Vorjahres angelegt haben. Und dass es schon mal kräftigen Frost gab. Im Februar ist das sehr wahrscheinlich. Übrigens: Je näher die Zweige ihrer natürlichen Blütezeit kommen, umso schneller blühen sie in der Vase auf.

Geeignet sind Forsythien – Süß- und Sauerkirschen – Mandel- und Pfirsichbäume – Pflaumenbäume – Blutjohannisbeere, aber sogar Kirschlorbeer, wenn er Knospen hat und zeitiger Rhododendron – wie im Foto sichtbar. Sogar Flieder ist geeignet, der erfordert aber bestimmte Vorbehandlungen, die im Zimmer schwierig sind. Ein Urgroßvater meines verstorbenen Mannes hatte im Taunus ein Transportunternehmen. Im Winter brachte er blühenden Flieder aus den Bad Homburger Gärtnereien in die großen Blumengeschäfte Frankfurts.
Wenn Sie nur Grünes möchten, dann schneiden Sie doch Birken-, Weiden-, Holunder- oder Spireenzweige. Die treiben ganz schnell Blättchen. Ich bin auch kein Gegner von Nadelgehölzen im Garten. Natürlich sollen es viele verschiedene sein, statt nur Thuja oder Scheinzypresse. Manche Vögel bevorzugen sie zum Nisten. Das Grün tut im Winter wohl. Außerdem kann man die Zweige zur Advents- und Weihnachtsdekoration gebrauchen. Aber einige geben auch jetzt ein schönes Bild in der Vase. Dazu ein paar immergrüne Farne oder Elfenblumen und eventuell eine einzelne Blüte wie Nelken oder Anemonen. Oder um diese Jahreszeit natürlich Mimosen. Fragen Sie Ihre Floristin, ob es welche von der Riviera gibt. Das ist ein traditionelles Blumenanbaugebiet (Riviera dei fiori), aber heutzutage kämpfen die dortigen Kleinbetriebe ums Überleben. Nachfrage bei Blümchen: Es gibt sie noch.
Ich finde die Zweige auch im knospigen Zustand dekorativ. Und dann macht es Spaß zu beobachten, wie die Knsopen dicker werden, welche Formen sie haben, wer zuerst da ist, welche Farben auftreten. Die Fotos zeigen Knospen am 4. Tag und am 8. Tag nach dem Schnitt (Reihenfolge: Blutjohannisbeere – Forsythie – Pfirsich – Pflaume). Die drei untersten Fotos der Galerie zeigen eine Magnolie, einen Kirschlorbeer und eine Süßkirsche 8 Tage nach dem Schnitt. Die Blutjohannisbeere blüht eigentlich rot. Wenn man sie sehr früh antreibt, bleiben die Blüten allerdings weiß.
Fotos Eveline Renell